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Frankreich 06
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Reisetagebuch Nordkap

Am Montag, 11.06.07, geht es wieder los. Nach einem Wochenende an der Allradmesse in Bad-Kissingen fahre ich los in Richtung Dänemark. Bei Tönder geht es über die Grenze. Da will ich auch übernachten. Die Ortschaft gibt nicht besonders viel her. Im Ort will ich als erstes etwas Geld ab einem Automaten abheben. Da geht der Ärger schon los. Meine EC-Karte funktioniert nicht. Es folgt ein Gespräch mit der Bank, doch das bringt auch nichts. Die Karte sollte ok sein, aber was soll’s. Zum Glück habe ich noch eine Visa-Karte. Damit klappt es. Nach der Stadtbesichtigung finde ich ein wirklich ausgezeichnetes Restaurant, wo ich etwas esse. Ich stelle fest, das Dänemark unheimlich teuer ist, einiges teurer als die Schweiz.
Nach dem übernachten auf einem Parkplatz geht es am Dienstag weiter. Ich fahre über Höjer und die Insel Römö bis nach Ribe. Die Insel glänzt mit einem gewaltigen Sandstrand, wo ich erst mal frühstücke. Die Windmühle vorher in Höjer war eigentlich nicht besonders interessant. Ribe ist eine schöne Ortschaft, aber auch nichts Umwerfendes. Danach fahre ich weiter bis nach Bogensee auf der Insel Fünen. Die Stadt ist anschaulich mit den kleinen Häusern, ihren Gassen und dem Mänekken Piss. Ich quartiere mich auf einem Campingplatz direkt am Hafen ein, mit der Nordsee vor meiner Türe. Das Auto wird etwas umorganisiert, auch stelle ich fest, dass meine neue Kamera verschwunden ist. Entweder ich habe sie verlegt, oder aber sie wurde am Sonntag auf der Messe gestohlen. Ich geniesse den Abend, und ruhe mich erst mal aus.
Am 13.06. geht es weiter, direkt nach Kopenhagen. Auf einem Camping etwas ausserhalb stelle ich das Fahrzeug ab. Mit dem Moto geht es in die Stadt, resp. nur auf eine kurze Tour. Wirklich los mit der Stadtbesichtigung geht es dann am nächsten Tag. Zuerst zu Fuss, dann mit den Doppeldecker-Bus. Etwas Besonderes ist das Museum Erotica, eine Ausstellung zu Sex und Pornografie. Erstaunlich ist, dass das Museum von ganzen Schulklassen besucht wird. In der Abteilung Pornofilme (diese werden wirklich gezeigt) sitzt die halbe Klasse vor den Bildschirmen.
Während der Stadtrundfahrt besuche ich das Schloss mit seiner Ausstellung von Kronjuwelen und der Sammlung der schönsten Waffen, die ich je gesehen habe. Wunderschöne Steinschlossgewehre und –Pistolen werden gezeigt, mit Gold und Edelsteinen besetzt. Wirklich sehenswert.
Der Rest der Stadt ist schön, aber nicht berauschend. Einige alte Gebäude, eine grosse Fussgängerzone mit aller Art Läden. Dazu natürlich jede Menge Kirchen. Schön zum herumspazieren. Was sich aber wieder zeigt, ist wie teuer Dänemark ist. Für einen Kaffe und Kuchen bezahle ich gegen 20.- Fr. Auch sonst ist alles teuer, Eintrittskarten genauso wie das Softice. Aber das habe ich ja zum Voraus gewusst.
Am Freitag dann geht es weiter über die Öresundbrücke nach Malmö. Dieses Bauwerk ist eine Kunst für sich. Zuerst ein Tunnel, dann aber die gewaltige Brücke. Die Fahrt ist wirklich ein Erlebnis, auch wenn es regnet und die Sicht schlecht ist. Da ich nicht so viel von Städten halte, fahre ich direkt weiter nach Landkrona. Dort besichtige ich die Zitadelle, eine Burg voll von einem Wassergraben umgeben. Allerdings gibt sie sonst nicht besonders viel her. Aber ich kann schwedische Kronen besorgen, hier funktioniert sogar meine EC-Karte wieder. So geht es dann weiter an die Küste. An einer schönen Felsküste mache ich einen Spaziergang, in der Zwischenzeit scheint sogar die Sonne wieder. Im Restaurant esse ich was, dann fahre ich weiter, es ist noch zu früh. Das Schloss Tjolöholm steht als nächstes auf der Liste. Aber da angekommen, erfahre ich, dass dieses noch nicht offen ist, erst ab Montag. So bleibt es bei einer Besichtigung von aussen. Die Lage ist jedenfalls traumhaft, auf einem Hügel am Meer. Ich aber will auch ans Meer, so fahre ich noch ein kurzes Stück zu einer Bucht, die in einem Reiseführer angegeben ist. So stehe ich wunderschön am Meer, schaue den Leuten beim Baden zu. Mir ist es schlichtweg zu kalt. Die Lufttemperatur ist kaum mehr als 15 Grad, dass Wasser wahrscheinlich auch nicht viel mehr. Nichts für mich. Ich geniesse die Abendsonne, die mir ins Fahrzeug scheint.
Weiter geht es dann zum Vänernsee, resp. zum Park Halleberg. Schöne Natur, aber keine Elche. Zugegeben, ich habe auch keine Geduld zum warten. Wahrscheinlich müsste man ein paar Stunden hier sitzen und beobachten. Ich möchte jedoch wieder mal was los haben am Abend, so fahre ich zurück nach Göteborg. Dort soll es einen Stadtcamping geben. Ich fahre nach GPS, aber da, wo der Campingplatz sein soll, ist ein Sportstadion. Nicht weit davon jedoch sehe ich Busse parken. Also fahre ich auch dahin und stelle mich zwischen diese.
Göteborg ist jedoch nicht besonders interessant. Es gibt eine Fussgängerzone, teilweise gedeckt. Eigentlich ist es ein grosses Shoppingcenter. Im Hafen liegt ein Viermaster, der zu einem Restaurant umfunktioniert wurde. Darum jedoch ist eine Baustelle. Und dann fängt es auch noch zu regnen an, und zwar heftig. So verziehe ich mich in den MAN, lese und gehe früh schlafen. Der Umweg zurück war eigentlich für die Katze.
Am Sonntag dann geht es nach Norwegen. Ich bezahle noch ein paar Mal Strassengebühr, eine letze Brücke nach Norwegen, auch kostenpflichtig. Kurz danach halte ich an, um zu frühstücken. In der Raststätte haben sie ein Buffet, mit Eiern und allem. Auch mein Telefon bringe ich wieder zum laufen, nachdem mit der Code wieder eingefallen ist. Am Morgen musste ich die Batterie kurz herausnehmen, das das Phone blockiert war. Danach habe ich zweimal den falschen Code eingegeben, an den richtigen konnte ich mich nachher nicht mehr erinnern. Den dritten Versuch habe ich dann am Iridium gemacht, das den gleichen Code hat. Auch wieder falsch. Dann erst kam mir der Richtige in den Sinn. Man wird älter und blöder.
Weiter fahre ich an Oslo vorbei nach Hamer. Dort soll es einen Stellplatz am Hafen geben. Den gibt es wirklich, aber wie komme ich dahin? Die Unterführungen sind nicht hoch genug. Ich parkiere sonst wo, und spaziere den Hafen entlang. Da sehe ich eine Tafel, wo angegeben ist, welche Unterführung wie hoch ist. Tatsächlich ist eine hoch genug, so wechsle ich den Platz. Die Stadt gibt nicht viel her, es ist Sonntag und alles wie ausgestorben. Nur dem See entlang ist etwas leben. Aber dann fängt es wieder an zu regnen.
Der nächste Tag begrüsst mich mit besserem Wetter. So fahre ich los bis Lillehammer. Dor gibt es ein Museum wie den Ballenberg. Einige hundert Jahre alte Häuser wurden hier wieder aufgebaut, aber auch solche, die erst 30 Jahre alt sind. Diese mussten einem Flugplatz weichen. Ebenso ist eine Strasse mit Post, Bäckerei, Shops und Wohnhäusern aufgebaut, so wie es in Lillehammer vor etwa 100 Jahren ausgesehen hat. Wirklich interessant, wenn auch der Eintritt recht hoch ist und die versprochenen Leute an der Arbeit nur am herumsitzen sind. Irgendwie kriegt man den Eindruck, dass die Norweger das arbeiten nicht erfunden haben. Ich fahre weiter zur Stabkirche in Ringebu. Dies soll eine der schönsten sein. Sie ist auch wirklich schön, auch sind diese Kirchen wirklich speziell. Eine weitere sehe ich dann in Lom. Von da geht es dann weiter in Richtung Berge. Bei einem Parkplatz mit Camping, Swimmingpool und Kiosk übernachte ich. Die Anlage liegt am Fluss mit Stromschnellen. So ist schon die Landschaft grandios. In den Bergen der Gegend liegt noch Schnee, aber es ist doch recht warm und super schönes Wetter. Der Hammer ist jedoch, wie die Anlage gebaut ist. So was Schönes habe ich selten gesehen. Alles ist in die Umgebung eingepasst, sehr schön gestaltet. Wirklich sehenswert und es lohnt sich, hier einen Abend zu verbringen.
Dann aber wieder los. Ich fahre weiter durch das Ottatal. Es empfängt mich eine Traumlandschaft. Der Fluss tobt neben mir, auf den Gipfeln liegt Schnee. Später fahre ich sogar zwischen den Schneewällen, beidseitig ein einen halben Meter hoch. Als ich sehe, wie wenig Verkehr herrscht, entschliesse ich mich, doch hinunter nach Geiranger zu fahren. Die Aussicht auf den Fjord ist fantastisch, die Strasse aber problemlos. Die gefürchteten Haarnadelkurven sind nicht schlimmer als auf Schweizer Pässen. Unten im Ort angekommen, verpasse ich die Abzweigung zum Parkplatz. Auf dem nächsten will ich wenden, da sehe ich, dass ich auf der Zufahrt zur Fähre bin. Das Schiff ist kurz vor den loslegen, es hat noch Platz. Im Normalfall wartet man hier einige Fähren ab, bis man Platz kriegt. Spontan entscheide ich mich, mit dem Boot durch den Fjord zu fahren. Es lohnt sich, obwohl es nicht gerade billig ist. Aber die Aussicht im Tal, das Meer, die Wasserfälle, das entschädigt mich dafür. So komme ich ganz woanders wieder auf die Strasse als geplant. Nach GPS fahre ich zur Vogelinsel Runden. Kurz vor dem Ziel kommt die Überraschung. Ein Tunnel, nur 3.40 hoch. Ich halte an, um die Situation zu überblicken. Ein Einheimischer zeigt mir an, dass ich fahren kann. Auch grosse Touristenbusse fahren durch. So bleibe ich, langsam fahrend, immer unter dem höchsten Punkt in Tunnelmitte. Es reicht. So komme ich beim Standplatz auf Runden an. Dort stehen schon einige Camper, das Boot zu den Vogelfelsen legt gerade ab. So will ich dann am nächsten Tag da raus. Wir marschieren zu Restaurant, wo man den Standplatz bezahlen muss. Der Besitzer des Platzes, der eigentlich einem Laden angeschlossen ist, war ein halbes Jahr vorher gestorben, nun macht jemand anders für dessen Frau weiter. In diesem Restaurant gibt es auch eine interessante Ausstellung zur Vogelwelt der Insel.
Während der Nacht jedoch geht es mir miserabel. Schon am Tage hatte ich Schmerzen in der Blase, nun aber kamen richtige Schüttelfröste dazu. Das hatte ich seit meiner Malaria in Tanzania nicht mehr erlebt. Ich schlafe kaum, bin am morgen tropfnass und absolut schlapp. So entschliesse ich mich. Weiter nach Alesund zu fahren, wo ich im Notfall wenigstens einen Arzt bekommen kann. Da ankommen, lege ich mich wieder hin und schlafe weitere 7 Stunden. Um fünf Uhr nachmittags wache ich auf, es geht mir etwas besser. So mache ich mich auf eine kurze Besichtigungstour. Die Stadt war 1904 angebrannt und danach im Jugendstil wieder aufgebaut worden. So sieht man viele Häuser aus dieser Epoche. Die Stadt ist wirklich recht schön, aber abends total tot. So lege ich mich wieder schlafen, ich bin schon wieder total erschöpft. Am folgenden Tag geht es mir dann doch recht viel besser. Ich besichtige die Stadt ausgiebiger, auch wasche ich etwas Kleider. Weder die Waschmaschine noch der Tumbler funktionieren. Beides wäre nämlich hier vorhanden. Der Wohnmobilplatz ist wirklich vorbildlich, aber auch recht teuer.
Am Freitag dann geht es weiter bis Trondheim. Auch hier gibt es einen Wohnmobilplatz, ohne Ausstattung, dafür gratis. Dafür habe ich auf der Fahrt hierhin schon etwa Fr. 200.- für Fähren und Brückenzoll sowie Strassengebühren bezahlt. Das Land ist wirklich unangenehm teuer. Ein Bier kostet auch 10 Fr., ein Kaffe sicher 5.-. Essen im Restaurant gibt es ab etwa 30.-. Der Diesel kostet um die 2.-, Benzin sogar 2.50 Fr. Die ganze Fahrt kostet so einiges mehr als ich mir von anderen Gegenden der Welt gewohnt bin.
Trondheim selbst ist auch eine schöne Stadt, mit vielen kleinen Holzhäusern und einem imposanten Dom. Ich habe wieder einmal das Motorrad herausgeholt, da der Weg in die Stadt zu Fuss zu lange ist. Deshalb mache ich mich abends noch mal auf. Schliesslich wird es hier ja nicht mehr richtig dunkel. Trotzdem und obwohl es verhältnismässig warm ist, herrscht in der Stadt tote Hose. So bin ich halt wieder recht früh beim Auto.
Da Marco Schuchter mich angerufen hat, er wäre am Montag in Tronse, habe ich mich entschlossen, ihn da zu treffen. Deshalb fahre ich über die E6 recht zügig nordwärts. Die Landschaft im Landesinnern ist aber ebenso schön, überall Berge. Ich komme an den Polarkreis, wo ich stoppe und Postkarten verschicke. Postkarten mit Stempel vom Polarkreis und die Karten aus den Erotic-Museum in Kopenhagen (woher denn sonst?). Die Wälder haben sich von Koniferen- in Birkenwälder gewandelt. Leider ist es aber trübe, immer wieder regnet es leicht. Ich übernachte irgendwo vor Narvik, am nächsten Tag dann geht es langsamer weiter über Narvik und diversen Plätzen an der Küste. Dann besuche ich den Polarzoo, wo ich auch übernachte. In diesem Zoo leben lokale Tiere wie Luchse, Wölfe, Moschusochsen, Rentiere, Hirschen, Elche, Bären, Polarfüchse und Rotfüchse in grossen Gehegen, in ihrer natürlichen Umwelt. So braucht es etwas Glück, sie alle zu sehen. Ich habe Glück und komme zur Fütterungszeit, so tauchen die Raubtiere aus dem Gebüsch auf. Vor allem staune ich ab der Grösse des Luchses, den ich mir immer kleiner vorgestellt hatte. Alles in allem eine gute Einrichtung, auf dem Parkplatz darf man sogar gratis übernachten. Strom und Entsorgung gibt es gegen Gebühr.
Am nächsten Tag fahre ich durch nach Tronse. Im Laufe des Morgens ruft Marco an, sie wären irgendwo ausserhalb der Stadt. Ich sage ihm, wo

ich stehe, er will sich wieder melden. Als ich länger nichts von ihm höre, entschliesse ich mich, die Stadt zu besichtigen. Es ist eine kleine Hafenstadt mit einer grossen Kirche, allerdings ausserhalb auf dem Festland, das durch eine imposante Brücke mit der Insel verbunden ist. So legen diverse Kreuzfahrtschiffe im Hafen an. Ich schlendere durch die Stadt, geniesse die Atmosphäre. Gegen Abend bin ich wieder im Camper. Marco sendet ein SMS, dass er fischen sei, so dass es heute nichts mehr werde. Am nächsten Tag jedoch fahre ich weiter bis Alta. Da besichtige ich die steinzeitlichen Felsmalereien. Danach übernachte ich auf einem Campingplatz, wo ich endlich mal meine Kleider waschen kann.
Danach geht es in die nördlichste Stadt der Welt, nach Hammerfest. Die Stadt allerdings bietet ausser Touristenshops gar nichts. Das Wetter ist wieder schlecht, so dass ich mich entschliesse, das Nordkap ganz auszulassen. Das offizielle ist sowieso viel zu teuer, der Tunnel und der Eintritt würden mich über Fr. 300.- kosten. So wollte ich eigentlich zum nördlichsten Festlandpunkt Europas. Aber alles ist grau verhangen, es regnet. So würde man doch nichts sehen, und nur um zu sagen ich war dort ?? So fahre ich weiter nach Finnland.
In Inari besuche ich das Sami-Museum, das recht interessant gestaltet ist. Auf einem Campingplatz nahe dem See übernachte ich. Die Landschaft in Finnland bestand bis jetzt eigentlich nur aus Wald und Seen. Und so soll es auch weitergehen. Weiter geht es über den Polarkreis, wo ich Santa Klaus einen Besuch abstatte. Dieser Punkt ist so richtig vermarktet worden. Souvenirshops en masse, eine spezielle Post, von wo man seine Karte pünktlich zu Weinachten verschicken lassen kann. Irgendwo muss der Weihnachtsmann im Sommer ja wohnen, warum also nicht hier. Ich fahre weiter nach Vaasa, wo ich übernachte. Die Stadt bietet nicht viel. Also weiter nach Rauma, wo ich die alten Holzhäuser anschaue. Nicht schlecht, aber für ein als von der Unesco als world-heritage ausgezeichnetes Objekt habe ich mehr erwartet. Danach geht es über Turku, das auch nichts bietet, nach Helsinki. Die erste Stadt in Finnland, die mir einigermassen gefällt. Mit der U-Bahn geht es vom Campingplatz direkt in die City. Da schlendere ich herum, besuche die nicht zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie den Dom. Natürlich schlendere ich dem Markt am Hafen entlang. Aber der ist speziell für die Touristen hergerichtet, nur Souvenirs und teilweise Essen aus Lappland.
So fahre ich nach zwei Tagen mit der Fähre nach Tallinn in Estland. In einer etwas zweistündigen Fahrt geht es mit der Luxusfähre über die Ostsee. Die Finnen sind schon am morgen am trinken, wie es sich wohl so gehört. Jedenfalls als ich zu einer Verkäuferin am Bierausschank sage, mir wäre es noch zu früh für Alkohol, meinte diese, dann könne ich wohl nicht Finne sein. So komme ich nüchtern in Tallinn an. Ich stationiere mich auf dem auch als Campingplatz ausgewiesenen Hafengelände. Von da fahre ich mit dem Sightseeing Buss in die Altstadt. Diese gefällt mir auf Anhieb. Am nächsten morgen fahre ich mit dem speziellen Bus die Rundfahrten fertig. Diese sind einigermassen interessant, aber nicht überwältigend. Der schönste Teil der Stadt ist nun einmal das autofreie Zentrum. Da schlendere ich weiter durch die Gassen, bis ich das Gefühl habe, etwa alles gesehen zu haben. Dann esse mich etwas und fahre zurück zum Auto.
Am folgenden Tag geht es nach Pärnu. Von dieser Stadt habe ich eindeutig mehr erwartet. Eigentlich hat man sie in einer Stunde gesehen. Mit dem Motorrad fahre ich noch um die Insel, auf der die Stadt ist. Der Beach entlang ist auch nichts los, dafür dass es sich um einen Touristenort handelt. Der Campingplatz liegt schön an dem Fluss, die Leute hier sind auch unheimlich freundlich. Gegen Abend taucht ein Engländer auf, mit einem grossen Wohnmobil und einem PW angehängt. Bei diesem lässt sich die Motorhaube nicht öffnen, so dass er einen Mechaniker braucht. Zuerst meint er, ich könnte ihm helfen. Aber erstens kenne ich das Auto nicht, und um etwas zu sehen müsste man das Auto vorne aufbocken. Der Engländer ist ein Unikum für sich. Er motzt ständig über alles, war aber schon nahezu überall auf dieser Welt.
Ich fahre am nächsten Tag weiter nach Riga. An der Grenze werde ich erst mal angemotzt, weil ich auf der PW-Spur stehe. Danach aber geht es weiter der Küste mit zum Teil schönen Sandstränden entlang. In Riga stelle ich mich auf den Campingplatz beim Messegelände. Von da sind es zu Fuss 20 Minuten in die Stadt. Diese ist wirklich super. Die Altstadt mit den Kirchen und den zum Teil schön renovierten Häusern bildet ein geschlossenes Ganzes. Am nächsten morgen fahre ich mit dem Bus eine Rundfahrt, die auch durch die Vorstädte führt. An einem Ort ist eine ganze Strasse mit beidseitig traumhaften Jugendstil-Häusern, die meisten vom selben Architekten. Noch sind nicht alle renoviert, aber so was Schönes habe ich selten gesehen. Diese Stadt ist tatsächlich bis jetzt das sehenswerteste dieser Tour. Nachdem ich noch eine zeitlang in der Innenstadt herumgeschlendert bin, geht es zurück zum Campingplatz. Ich muss noch meine Kleider waschen, wenn es schon eine Waschmaschine und einen Tumbler gibt. Auch ist es wieder recht kühl geworden. Gegen Abend setzt sogar Regen ein.
Am Samstag dann, inzwischen ist es der 7. Juli, will ich weiter. Via Schloss Rundäle fahre ich nach Jürmala. Das Schloss ist schön von aussen, das Museum bietet nicht viel. Auch der Park ist sehenswert. Alles in allem aber ist hier noch viel zu Renovieren. Der Campingplatz in Jürmala ist eigentlich ein Wasserpark mit diversen Rutschbahnen und Pool. Vom Meer sieht man nichts, obwohl es nur wenig weg ist. Mit dem Moto fahre ich in das eigentliche Zentrum. Dies besteht jedoch nur aus einer ca. 1.5 km langen Fussgängerzone mit Shops für die Touristen. Sonst ist hier nichts. Also weiter dem Meer entlang. Die fahrt am folgenden Tag geht gemäss GPS immer nahe dem Meer, aber sehen kann man es nie, da man immer im Wald fährt. Auch die Stadt Kuldiga, gemäss Dumont kann man nicht aus Lettland abreisen, ohne diese gesehen zu haben, bietet ausser ein paar Häusern, die am zusammenfallen sind, nichts. So fahre ich weiter über die Grenze nach Litauen. In der Zwischenzeit regnet es wieder einmal, diesmal aber so, dass ich kaum noch fahren kann. Entgegenkommende Lastwagen spritzen das Wasser aus den Spurrillen über mein Fahrzeug, die Scheibe ist zu, so dass ich einen Moment blind fahre. Gegen Abend komme wohlbehalten ich beim Campingplatz in Rüdiskes nahe Vilnius an.
Der Besitzer des Platzes, ein Holländer, fährt uns am morgen zum Bahnhof. Es ist sogar einigermassen schön Wetter geworden. Mit dem Zug geht es in die Stadt Vilnius. Diese ist wirklich sehenswert, wenn auch nicht so schön wie Riga. Es wimmelt von Kirchen, der Dom jedoch sieht von aussen eher aus wie ein griechischer Tempel. Auch sonstige Gebäude sind sehenswert, auch das Stadttor. Überall sind Renovationen im Gange. Die Strassen werden gepflastert, das Zentrum wird zu einer Fussgängerzone. Die Stadt ist im Aufbruch, wahrscheinlich präsentiert sie sich in ein paar Jahren noch viel schöner.
Im Laufe der Nacht setzt wieder Regen ein. Ich fahre zum Wasserschloss von Trakai. Von aussen ist es wirklich sehenswert, das Museum darin allerdings bietet nichts. Leider ist es nicht sehr gut in Stande und müsste dringend renoviert werden. So fahre ich dann weiter nach Kaunas, dass aber wieder nichts bietet, vor allem aber regnet es in Strömen. So fahre ich weiter zur polnischen Grenze. Vor dem Zoll bilden sich kilometerlange Lastwagenkolonnen. Diese aber überhole ich zusammen mit den PKW. So komme ich trotzdem recht gut durch. In Polen geht es durch die Masuren nach Gizycko. Die Fahrt könnte wunderschön sein. Die Strasse führt dem Seen entlang, meistens durch Alleen. In der Stadt kann ich nichts stehen, so quartiere ich mich auf einem Campingplatz direkt am See ein. Eigentlich sehr schön, aber bei diesem Regen kommt keine Stimmung auf. Auch ist es so kalt geworden, dass ich die Heizung einschalte. Der nächste Tag bringt etwas besseres Wetter, so dass ich einen Tag hier bleibe und mal ausspanne.
Am folgenden Tag, dem Donnerstag, fahre ich das kurze Stück zu Hitler Hauptquartier, der legendären Wolfsschanze. Ich wusste gar nicht, dass sich diese in Polen befindet. Es handelt sich um ein ganzes Dorf aus Bunkern und sonstigen befestigten Häusern, incl. Kino und Restaurants. Von hier aus wurde der Ostkrieg geplant, auch die Vernichtung der Juden. Die Bunker bestehen aus bis zu 8 m dicken Betonwänden und sind gewaltig gross, insbesondere der von Hitler und auch der anderen Nazigrössen. Erstaunlich ist aber die lausige Bauqualität. Alles fällt auseinander, Fundamente scheint es nicht zu geben. Mauer stehen schief, meterbreite Risse ziehen sich durch die Wände. Die Armierung ist minimal. Der ganze Beton ist am verwittern. Ich habe noch nie so junge Bauten in einem so lausigen Zustand gesehen. Vielleicht ist das ganze ja typisch für dieses Regime.
Nach der Besichtigung fahre ich weiter nach Elblag. In der Zwischenzeit regnet es wieder massiv. Die Fahrt geht durch eigentlich wunderschöne Allen, wenn nur die Strassen nicht so schmal wären. Dazu kommt, dass die Bäume teilweise in die Strasse hinein wachsen, so dass ich nicht am Strassenrand fahren kann. Kreuzen mit Lastwagen ist so manchmal ein Problem. Au dem Zeltplatz stellt man mich auf den Parkplatz, da der Besitzer Angst um sein Terrain hat. Dies ist nicht ganz unbegründet, da hier schon normale Wohnmobile tiefe Furchen ziehen und wahrscheinlich nicht mehr alle allein heraus kommen werden. Dies zeigt, wie stark es in letzter Zeit geregnet hat.
Die Fahrt am folgenden Tag geht ein kurzes Stück zur Marienburg, eine der grössten Burgen der Welt. Von aussen imposant, ein Gang durch die Anlage lässt einen klein erscheinen. Leider ist von innen nur wenig zu besichtigen, weil der grösste Teil nicht zugänglich ist. Ausgestellt ist eh nur wenig, teilweise wird auch noch renoviert. Einzig die Sammlung an Steinschlosswaffen ist sehenswert.
Nach der Besichtigung geht es weiter nach Danzig, eigentlich nach Soppot. Von da aus will ich Danzig besichtigen. Aber auch dieser Vorort hat einiges zu bieten. Dem Strand entlang einige Beizen und Stände, und dann die über 500 m lange Mole in das Meer hinaus. Hier herrscht auch mal etwas Leben.
Am Samstag dann aber fahre ich mit der Bahn nach Danzig. Da die Stadt im zweiten Weltkrieg total zerstört worden war, ist alles was man hier sieht, nachher wieder aufgebaut worden. Insofern sind einige Teile recht interessant. Speziell Kirchen aus Backstein gebaut, aber schon wieder am zerfallen. Dem Fluss entlang, der gleichzeitig Hafen ist, ist es recht anschaulich. Alles in allem aber haut einem die Stadt nicht um. Vieles ist auf Touristen ausgerichtet. Die Leute hingegen sind, wie mir schon in ganz Polen aufgefallen ist, recht unfreundlich. Die kommunistische Lethargie ist teilweise auch noch vorhanden. Ob man in einem Restaurant oder sonst wo bedient wird, ist irgendwie Glücksache. Gegen Abend fahre ich mit dem Schiff zurück nach Sopot. Auch hier sieht man dem Hafen entlang, wie vieles am zerfallen ist. Wieder in Sopot spaziere ich noch auf der Mole entlang, auch der Fussgängerzone statte ich einen Besuch ab. Alles für die Touristen, wie an anderen Strandorten auch.
Weiter fahre ich nach Darlowa, einen Touristenort an der Ostsseeküste. Auf der Fahr dahin ärgere ich mich mal wieder über unangemeldete Höhenbeschränkungen bei Unterführungen. Man fährt, plötzlich sieht man eine Unterführung, daran eine Tafel mit vielleicht 3.50 Höhenbegrenzung. Diesmal hat es aber immer gereicht, da die Limite recht grosszügig bemessen zu sein scheint. So komme ich dem Ort an, die Zufahrt zu dem Platz mit den besseren Campingplätzen ist gesperrt. Deshalb bleibe ich auf einem Platz, der eigentlich gar nichts bietet. Aber er ist nahe an einer Touristenzone und einem Strand. Fremde sieht man allerdings kaum, nur Polen. Einige davon schauen mich so richtig feindselig an, wenn sie merken, dass ich Ausländer bin. Dies ist sogar beim Personal in Restaurants und Bars so. Wieder mal einige Bestätigung dafür, dass die Polen alles andere als freundlich sind. Ich jedenfalls habe die Nase voll und werde morgen weiter nach Dresden fahren. Das Thema Polen ist für mich erledigt.
Dresden empfängt mich schönstem Wetter. Der Campingplatz liegt mitten in einem Einfamilienhausquartier, eigentlich ist es der grosse Garten eines Hauses. Etwas eng, aber gemütlich. Die Stadt ist wirklich grandios, vor allem wenn man bedenkt, dass sie nach dem zweiten Weltkrieg beinahe total zerstört war. Den ersten Überblick verschaffe ich mir mit einer Stadtrundfahrt. Danach geht es zu Fuss los. Die Altstadt lädt zum spazieren ein, dazwischen wird irgendwo eingekehrt. Am Abend bin ich müde, aber es hat sich gelohnt.
Nach zwei Tagen soll es weiter gehen. Als ich das Moto verladen will, geht die Winde nicht mehr. Ich finde heraus, dass die Antriebswelle gebrochen ist. Zu viert laden wir das Moto von Hand ein. Danach fahre ich via Franzensbad nach Tschechien, wo ich eine Nacht bleibe, und einem Stopp bei Lauche-Maas in München wieder in die Schweiz, nach Hause. Am Donnerstag, 19. Juli, treffe ich da ein, früher als eigentlich geplant, aber das Wetter hat bei dieser Reise nicht richtig mitgespielt, irgendwie kam auch bei mir kaum Begeisterung auf.


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